Ein Tanz der anderen Art
Bei uns in der Nähe ist ein größerer See, den ich sehr mag. Im Sommer und insbesondere an den Wochenenden geht es dort sehr lebendig zu. Jetzt, im Herbst, wo der Breitenwassersport in die Winterpause geht, ist es wesentlich ruhiger.
Seitdem wir einen Hund haben, bin ich öfters in den frühen Morgenstunden dort. Ich liebe die Atmosphäre am See. Immer wieder bin ich davon fasziniert, wie lange doch noch die Leistungsruderer auf dem See aktiv sind. Woanders gibt es von einem Verein eine große Baustelle, bei der die Tennisanlage erneuert wird. Ein Kommen und Gehen von Handwerkern und Baufahrzeugen. Immer ist es anderes, was es zu entdecken gibt. Jedes Mal ist es anders und neu.
Heute sah ich wieder diesen großen Kran beim Ruderclub in Aktion. Allein in seiner Größe finde ich ihn sehr beeindruckend. Und wenn am Wasser etwas gearbeitet wird, finde ich das immer wieder spannend und schaue zu. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich viele Jahre selbst gesegelt bin und mich diese Aktivitäten daran erinnern und ich jedes Mal eine kleine Zeitreise mache. 🙂
Wir, mein Hund und ich, suchten uns also einen guten Platz, von wo aus wir gut zuschauen konnten. Jetzt ist auch die Außen-Saison für die Ruderer scheinbar vorbei; die Stege werden für den Winter reingeholt – und um diese Einzelteile vom Wasser auf das Gelände zu bekommen, brauchte es also die Hilfe des Krans.
Und während ich so schaute, wie ein Teil des Steges über den Spazierweg schwebte und ich die helfenden Menschen dabei beobachtete, wie sie zusammenarbeiteten, wurde mir bewusst, was mich an diesem Anblick so faszinierte und fesselte:
Ja, der Kran hielt und führte auf eine Weise den Steg. Dafür brauchte es jedoch jemanden, der achtsam und ruhig den Kran führte.
Ein anderer Mensch hielt eine Art „Führleine“ (ich nenne das jetzt einfach mal so), die dem schwebenden Steg half, ruhig und in geordneter Bahn vom Wasser an Land mitzuschwingen.
Weitere drei Menschen halfen beim Aufsetzen des Steges auf dem Boden an Land. Schauten, dass der Steg gleichmäßig und in einer guten Position aufsetzt, so dass er anschließend von einer Art „Gabelstapler“ ins Winterquartier gebracht werden kann.
Und wie ich allen zuschaute wurde mir einmal mehr bewussst, wie schön ich diesen Moment fand. Für mich mutete es auf eine gewissen Weise wie ein Tanz an. Ohne Worte wusste jeder, was zu tun ist. Alle haben sich der übergeordneten Aufgabe verschrieben. Jeder trat dahinter zurück. Wie Puzzle-Steine, die alle am richtigen Platz sind, oder wie ein gutes Gericht, das perfekt abgestimmt ist.
Vielleicht war es auch die unaufgeregte, ruhige Art der anwesenden Menschen, die mich an diesem Morgen so beeindruckt hat.
Foto: Danke an Peter Schulz auf Unsplash