Nahuatl-Segen

Heute bin ich zum wiederholten Mal auf diesen Segen aus dem 7. Jahrhundert aus Mexiko aufmerksam geworden.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie berührt ich war, als ich den Segen zum ersten Mal las. Doch lies selbst

Ich befreie meine Eltern von dem Gefühl, dass sie mit mir versagt haben.

Ich befreie meine Kinder von der Notwendigkeit, mich stolz machen zu müssen. Mögen sie ihre eigenen Wege nach Herzenslust gehen. Mögen sie ihrer Intuition folgen und so ihre Träume verwirklichen.

Ich entbinde meinen Partner von der Verpflichtung, mich zu vervollständigen. Mir fehlt nichts, ich lerne die ganze Zeit mit allen Wesen.

Ich danke meinen Großeltern und meinen Vorfahren, die auf die Welt gekommen sind, damit ich heute das Leben atmen kann. Ich befreie sie von früheren Versagen und unvollendeten Wünschen, wissend, dass sie ihr Bestes getan haben, um ihre Lebensumstände in bester Art und Weise zu tragen, so gut es ihnen möglich war.

Ich ehre sie, liebe sie und erkenne sie als frei von aller Schuld an. Ich ziehe  meine Seele vor ihren Augen aus, deshalb wissen sie, dass ich nichts mehr verstecke oder schulde, außer mir selbst und meiner eigenen Existenz treu zu sein, indem ich der Weisheit meines Herzens folge.

Ich erfülle meinen Lebensplan frei von familiärer Loyalität.

Ich weiß, dass mein Friede und mein Glück in meiner eigenen Verantwortung liegen.

Ich verzichte auf die Rolle des Retters, derjenige zu sein, der die Erwartungen anderer vereint oder erfüllt.

Indem ich durch und nur durch Liebe lerne, ehre ich meine Essenz und segne mein Wesen und meine Ausdrucksweise, auch wenn man mich vielleicht nicht versteht. Ich verstehe mich, weil nur ich meine Geschichte gelebt und erlebt habe.

Weil ich mich selbst kenne, weiß ich wer ich bin, was ich fühle, was ich tue und warum ich es tue.

Ich ehre mich, ich liebe mich und erkenne mich als frei von Schuld an.

Ich ehre dich, ich liebe dich und erkenne dich als frei von Schuld an.

Ich ehre die Göttlichkeit in mir und in dir.

Wir sind frei.

Werde, der Mensch, der du bist

Lese ich den Text, erinnere ich mich an die vielen Aufstellungen und anderen Begegnungen, in denen immer wieder deutlich wurde, wie sehr wir oft auf eine nicht hilfreiche Weise mit den Menschen verbunden sind, die uns am nächsten sind. Wir nutzen dafür häufig den Begriff „verstrickt“ sein.

Verbunden sein, ohne verstrickt zu sein, ermöglicht uns, unser Potential zu leben und unseren ganz eigenen Weg zu gehen. Scham und Schuld verwandeln sich in Kraft und Stärke und Selbstgewahrsein. Wir finden zu unserer Lebendigkeit zurück.

Ich bin selbst auf diesem Weg und bin immer wieder erstaunt, wo sich meine Geschichte mit der meiner Vorfahren auf eine nicht hilfreiche Weise verwoben hat. Der Nahuatl-Segen schenkt mir einen roten Faden, der mich an das Wesentliche erinnert.

Wie ist es bei dir?

  • Hat dich der Text berührt? Welche Stelle hat dich berührt?
  • Ist „Freiheit“ für dich ein Wert? Entspricht dein Verständnis von „Freiheit“ dem des Nahuatl-Segens? Und worin liegen vielleicht Unterschiede?
  •  Verbindest du „Freiheit“ mit Liebe? Mit welcher Qualität verbindest du den Gedanken an „Freiheit“?

Foto: Danke an Dallas Reedy on Unsplash

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