Ein Besuch im Kloster

Neulich haben mich meine Wege nach Benediktbeuren geführt. Neben dem Kloster
gibt es auch ein Zentrum für Umwelt und Kultur, das hier und da interessierten
Reisenden mit Wissenswertem beschenkt. So fühlte ich mich zumindest, als ich die
obige Info-Tafel über das Labyrinth fand. Gleich gegenüber war ein kleiner Garten mit
Kräutern und Heilpflanzen mit einem Pfad in angelegt, der dem rechten Labyrinth
glich. Dabei habe ich mich an die folgende Meditation erinnert, die auf einer weiteren
Info-Tafel stand:

Meditation

Du gehst hinein ins Labyrinth, ins Leben,
steuerst direkt auf die Mitte zu und meinst,
bald am Ziel zu sein.
Da führt dich dein Weg um die Mitte herum
und mitten hinein in die Wirrungen,
den Alltag.

Schließlich findest du dich an der Peripherie wieder,
wirst schier endlos entlang geschickt.
Die Mitte?
Aus den Augen, obgleich du sie ständig umkreist.
Irgendwann gelangst du da an, wo du aufgebrochen bist.
War alles Mühen umsonst?

Aber nein!
Jetzt biegt dein Weg auf die Mitte zu
und führt dich unmittelbar ins Zentrum,
die Mitte deines Lebens.
Der Weg nach draußen, vertraut und doch neu:
ein neuer Blickwinkel, neue Perspektiven.

Nachgedacht

Dieser Labyrinth-Pfad in dem Kräutergarten und die Meditation erinnern mich auf eine sehr klare Weise, das unser ganzes Leben so eine Art „Heldenreise“ ist. Mit ihren Höhen und Tiefen, die uns herausfordern.

Mich erinnerte diese Meditation auch an die vielen Aufstellungen, die ich in den verschiedenen Rollen miterlebt und begleitet habe. Ich dachte an die Momente,
in denen es scheint, dass wir schnell an das Lösungsbild gelangen und dann findet sich manchmal doch noch ein Aspekt, der gesehen und berücksichtigt werden will. Und das Lösungsbild scheint wieder ein Stück in die Ferne gerückt. Und doch ist der Weg dahin die Richtschnur für alle Beteiligten.

Wir – Klienten, Repräsentanten, Zuschauer und Gastgeber – haben das Lösungsbild immer im Blick, wenn in diesen Momenten erst noch
innerlich und eher dadurch spürbar, was noch nicht stimmt. Und wenn alles gesehen, alles gewürdigt und alles integriert wurde, was zu
diesem Zeitpunkt dran war und sich dann das Lösungsbild zeigt, dann scheint die Welt eine andere zu sein.

Das Lösungsbild wieder zu sich genommen, gehen wir als KlientIn wieder in unsere Alltagswelt zurück – vieles vertraut und doch neu: Auch hier ein neuer Blickwinkel, neue Perspektiven.

Eine liebe Leserin schrieb mir, dass die Meditation sie an den folgenden sinngemäßen Ausspruch erinnerte und zu ihrer momentan Situation gerade so gut passt:

„Wenn Du glaubst, etwas sei zu Ende, dann ist das der Beginn von etwas anderem.“  (In Anlehnung an den Ausspruch von Louis L‘Amour „There will be a time when you believe everyrhing is finished. That will be the beginning.“)

Foto: Annedore Liebs-Schuchardt

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