Über die Geduld

Denkst Du manchmal über das Leben – Dein Leben – nach? Möchtest verstehen? Dich verstehen? Und mehr zu dem Menschen werden, der Du bist?

Bei allem, was an Transformation möglich ist, kann es immer wieder diese Tage des Fragens und Zweifelns geben. Vielleicht ist es auch genau das, was unser Leben ausmacht? Und die „Fragen lieb haben“ und in die „Antworten mehr und mehr hinein leben.“ Dieses Gedicht, das Rainer Maria Rilke zugeschrieben wird, spiegelt für mich auf sehr schöne Weise das Mitgefühl mit sich und seinen Fragen an das Leben wider.

Wenn wir zulassen, dass die Fragen zu unserem Leben gehören und sie annehmen, dann können wir auch in die Antworten hinein leben.

“Man muss den Dingen
die eigene, stille ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt
und durch nichts gedrängt oder beschleunigt werden kann,
alles ist ausgetragen –
und dann geboren…

Reifen wie der Baum,
der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen des Frühlings steht,
ohne Angst
dass dahinter kein Sommer kommen könnte.

Er kommt…!
Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind,
als ob die Ewigkeit vor Ihnen läge,
so sorglos, still und weit.

Man muss Geduld haben
gegen das Ungelöste im Herzen
und versuchen, die Fragen selbst lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind.

Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt,
lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fremden Tages
in die Antworten hinein.”

Fragen zum Nachdenken

Viele Gedanken können beim Lesen kommen und bei jedem Lesen wieder neue:

  • Was sind deine Fragen, die dich beschäftigen?
  • Gibt es „laute“ und „leise“ Fragen? Neuere und Ältere?
  • Wie machen sich Deine Fragen bei Dir bemerkbar?
  • In welche Frage möchtest du als nächstes hinwachsen und Antworten finden?

Foto: Annedore Liebs-Schuchardt

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